Traumberuf trotz Epilepsie

Traumberuf trotz Epilepsie

„Metall fand ich schon immer toll“, sagt Martin Jung und strahlt. Die Begeisterung merkt man ihm an. Schon als Schüler, bei einem Ferienjob in einer Dreherei, war er von dem dauerhaften, aber eben trotzdem formbaren Material fasziniert. „Deshalb stand mein Berufswunsch schon mit 14 Jahren fest“, sagt der heute 26-Jährige. „Ich wollte in die Metallverarbeitung.“

Die Erfüllung dieses Wunsches ist für Martin Jung mittlerweile greifbar nah. Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als ob er jemals eine Chance haben würde, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Platz zu bekommen. Denn Martin Jung hat Epilepsie. 18 Jahre war er alt, als bei ihm ein so genanntes Anfallsleiden diagnostiziert wurde. „Als ich das erfuhr, dachte ich, das mit der Ausbildung könnte ich mir aus dem Kopf schlagen.“

Doch dann bekam Martin Jung eine neue Chance, seinen Berufswunsch trotzdem wahr werden zu lassen. Jetzt macht er im Berufsbildungswerk Bethel eine „Verzahnte Ausbildung mit Betrieben“– kurz „VAMB“ genannt. Dabei handelt es sich um eine dreijährige Vollausbildung, bei der das Berufsbildungswerk mit einem Unternehmen der freien Wirtschaft zusammenarbeitet. „Der praktische Anteil findet bei einem Kooperationsbetrieb statt, aber wir bleiben weiterhin Träger der Ausbildung“, umreißt Karin Winter vom Berufsbildungswerk Bethel das Konzept.

Martin Jung absolviert seine Praxisstation bei der Firma Drehmatec in Bielefeld. Ein halbes Jahr ist er jetzt bereits in dem Betrieb. Es gibt noch sieben weitere Auszubildende in ähnlichen Ausbildungsmodellen. Gerne würde Karin Winter noch mehr jungen Menschen die Möglichkeit verschaffen, Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu sammeln: »Deshalb suchen wir immer Betriebe, die mit uns kooperieren wollen.“

„Ich finde es gut, wenn junge Leute die Arbeitsrealität bereits in ihrer Ausbildung kennen lernen“, meint Drehmatec-Inhaber Sedat Firat. Er ist überzeugt, dass jemand mit einem Handikap wie Martin genauso viel leisten kann wie jeder andere. Mit seinem Auszubildenden ist er zufrieden. Aufgrund seiner positiven Erfahrung rät Sedat Firat anderen Arbeitgebern: „Probiert es aus!“ Auch Martin Jung ist zufrieden – nach Abschluss seiner Ausbildung wird er in den Betrieb übernommen.

Foto: Reinhard Elbracht

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