Barrierefrei ein Hobby teilen

Barrierefrei ein Hobby teilen

„Treffpunkt Laubengarten“: Regelmäßig treffen sich Hobbygärtner in einem barrierefreien Schrebergarten in Bielefeld, den die Neue Schmiede  gepachtet hat. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderungen im Grünen.

Der Tag ist wie gemacht für die Gartenarbeit – ein bisschen bedeckt aber trotzdem angenehm warm. Eine Gruppe von 15 Hobbygärtnern hat sich aufgeteilt, um Kompost auszubringen, Erdbeeren zu pflücken oder Unkraut zu jäten. Ralf Luzay gehört seit einigen Wochen zu den regelmäßigen Besuchern der Parzelle. Vor einiger Zeit musste er umziehen und hat seitdem keinen eigenen Garten mehr. „Ohne Gartenarbeit kann ich aber nicht leben. Einen Schrebergarten alleine zu bewirtschaften, das schaffe ich zeitlich nicht. Darum habe ich im Internet nach einer Gruppe gesucht und diese gefunden. Wir passen gut zusammen“, so Ralf Luzay.

Männer beim Harken des Beetes

Im Garten ist Teamwork gefragt.

Die Bethel-Mitarbeiterin Birgit Wolf leitet den „Treffpunkt Laubengarten“. Das Inklusive an dem Projekt sei, dass sich Menschen einbrächten, die die Gartenarbeit liebten, und die die gute Atmosphäre in der Gruppe zu schätzen wüssten. „Ihnen ist es gleich, ob jemand eine Behinderung hat“, sagt Birgit Wolf. „Sie teilen ein Interesse: die Gestaltung des Gartens.“ Während der Arbeit mit Harke und Schaufel verschwimmen die Grenzen zwischen ehrenamtlichen Helfern, behinderten Menschen und Gartenexperten. Mancher ist, wie Carsten Junker, sogar alles zugleich. Er arbeitet im grünen Bereich in der Betheler Werkstatt Eicheneck. Dadurch versteht der behinderte Mann sehr viel von Pflanzen. Und weil die Arbeit im Grünen sein Hobby ist, bringt er sich auch in seiner Freizeit ehrenamtlich im „Treffpunkt Laubengarten“ ein.

Gerhard Vollbrecht und Suzanne Muschner arbeiten im Hochbeet

Gerhard Vollbrecht und Suzanne Muschner pflücken Erdbeeren.

Der Garten ist barrierefrei, sodass auch gehunsichere Menschen und Rollstuhlfahrer mitarbeiten können. So gibt es zwei große Hochbeete mit Schnittlauch, Möhren und Tomaten, die auch im Sitzen geerntet werden können. „Richtig barrierefrei sind wir aber erst jetzt“, so Birgit Wolf. Denn vor kurzem wurde eine behindertengerechte Sanitäranlage an das Gartenhäuschen angebaut. „Nur wo es barrierefreie Sanitärräume gibt, ist gesellschaftliche Teilhabe überhaupt möglich“, betont die Sozialpädagogin. Der Vorstand des Kleingartenvereins hat das Vorhaben unterstützt, weil alle Vereinsmitglieder, die ein Handicap haben, sie mitbenutzen dürfen. Und Barrierefreiheit, darüber sind sich alle einig, ist ein Qualitätsmerkmal.

Fotos: Paul Schulz

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