Führerschein bedeutet ein Stück Normalität

Führerschein bedeutet ein Stück Normalität

Für ein Fahrschul-Projekt kooperiert das Berufsbildungswerk (BBW) Bethel mit einer Bielefelder Fahrschule. „Wir reagieren darauf, dass es manchmal nicht ausreicht, nur im Beruf auszubilden. Oft wird bei Bewerbungen nach einem Führerschein gefragt“, sagt BBW-Mitarbeiter Jürgen Bünemann.

Auch bereits länger Beschäftigte bei proWerk profitieren von dem Projekt. „Diejenigen, die im Hotel arbeiten, haben wegen ihrer Arbeitszeiten Probleme, ihre Wege mit Bus und Bahn zu bewältigen.“ Neben den verbesserten Jobchancen und der höheren Mobilität gebe man den Menschen aber vor allem ein Stück Normalität.

Führerschein ist nicht selbstverständlich

„Die Fahrschüler, die ich in Bethel betreue, kompensieren ihre Lernschwierigkeiten durch hohe Motivation“, so der Fahrlehrer Jens Lükemann. Im Gegensatz zu anderen Jugendlichen sei der Führerschein für sie nicht selbstverständlich. Bevor sie an dem Projekt teilnehmen dürfen, müssen sie schriftlich begründen, warum sie den Führerschein machen möchten. Menschen mit Epilepsie sind zudem verpflichtet, ein ärztliches Attest vorzulegen, das bescheinigt, dass eine Fahrtauglichkeit aus medizinischer Sicht anhand der geltenden Richtlinien zur Kraftfahrereignung vorliegt. Finanziert wird der Führerschein von den Teilnehmenden und durch Spenden.

Jeder Schüler hat Stärken und Schwächen

Jürgen Bünemann unterstützt Dominik Sieben beim Lernen.

Jürgen Bünemann unterstützt Dominik Sieben beim Lernen.

Seit einem Jahr begleitet Jens Lükemann mit seiner Fahrschule „Fahrwerk“ Menschen in Bethel. „Jeder Schüler hat Stärken und Schwächen – ob mit oder ohne Behinderung“, sagt er. Die Theorieinhalte und Lernmaterialen sind die gleichen wie für jeden anderen Führerscheinbewerber. Über ein Online-Lernsystem werden die Inhalte nachbereitet. Der Lernfortschrift wird über die Software überprüft. Auch die Mitarbeitenden des BBW haben einen Zugriff auf das Programm, um nach zu verfolgen, wer noch üben muss. „Wenn jemand Probleme hat, unterstützen wir ihn“, erklärt Jürgen Bünemann.

Erst wer die theoretische Prüfung bestanden hat, darf mit den Fahrstunden anfangen. Thomas Bremer hat die erste Hürde schon überwunden. Er freut sich, dass er jetzt endlich auch in der Praxis üben darf. Immerhin sind Autos sein Beruf. Der 30-Jährige arbeitet bei der Betheler Firma für Fahrzeugpflege und –service. „Wenn ich den Führerschein habe, darf ich auch die Autos in die Halle fahren“, sagt er mit leuchtenden Augen.

Fotos: Paul Schulz

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Dieser Artikel hat 5 Kommentare
  1. Klaus Stratmann um 15:30

    Ich bin 56 Jahre und bin Schwerbehindert 80 GdB.
    Ich habe keine Epilepsie.
    Kann ich noch einen Führerschein machen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Stratmann

    • Christina Heitkämper (Redaktionsteam) Autor um 9:24

      Hallo Herr Stratmann,

      bitte entschuldigen Sie. Ich habe mit Herrn Lükemann gesprochen und es gab technische Probleme mit der E-Mail, die leider nicht bei ihm angekommen ist. Gut, dass Sie sich noch einmal gemeldet haben. Herr Lükemann weiß nun Bescheid und wird sich bei Ihnen melden.

      Viele Grüße
      Christina Heitkämper

  2. Neeltje um 9:06

    Ich finde es toll, dass es auch Fahrlehrer gibt, die so gerne Fahrschüler mit besonderen Bedürfnissen betreuen. Ich denke ich würde auch gerne ein Fahrlehrerschule besuchen. Da könnte ich meine Passion für das Fahren mit meiner Passion für Menschen verbinden.

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