„Ich hätte mir vor einigen Jahren nicht vorstellen können, dass…
Projekt „Wahlmöglichkeiten sichern!“
Im Projekt „Wahlmöglichkeiten sichern!“ beschäftigten sich Wissenschaftlerinnen der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) und Bethel-Mitarbeitende mit Wohnwünschen von Menschen mit komplexen Behinderungen. Ende 2019 wird es nach drei Jahren abgeschlossen. Bei einer Tagung in der Neuen Schmiede in Bielefeld-Bethel wurden jetzt Ergebnisse vorgestellt.
Pflege steht im Vordergrund
Das Projektteam entwickelte Methoden zu Wunscherhebung und Strategien zur Umsetzung. Bisher stünde bei der Wohnformwahl die Pflege im Vordergrund, nicht aber der Wille des Betroffenen, kritisierte Prof. Dr. Karin Tiesmeyer von der Hochschule. Studien belegen: Je höher ihr pflegerische Unterstützungsbedarf ist, desto wahrscheinlicher leben Menschen in einer stationären Einrichtung.
Wohnalternativen kennenlernen
„Oft kennen Bewohnerinnen und Bewohner gar keine Alternativen“, so Dr. Friederike Koch. Gemeinsam mit Prof. Tiesmeyer leitete sie das Projekt. Deshalb war es unter anderem die Aufgabe des Projektteams unterschiedliche Wohnformen überhaupt erst vorzustellen. Da die verbale Befragung der Menschen mit komplexen Behinderungen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war, arbeitete das Forscherteam alternativ mit Bildern und Piktogrammen. Eine wichtige Methode zur Ermittlung der Wohnwünsche war die Alltagsbegleitung und Beobachtung der Probanden. Gespräche mit Angehörigen und Mitarbeitenden verschiedener Lebensbezüge wie Arbeit, Freizeit und Wohnen, der sogenannte „Unterstützerkreis“, vervollständigten das Bild.
Teilhabe und Selbstbestimmung in kleinen Schritten
„Ziel war es nicht, dass am Ende alle umziehen“, berichtete Prof. Dr. Karin Tiesmeyer. Es ging vor allem um individuelle Wünsche. „Teilhabe und Selbstbestimmung gelingen auch in kleinen Schritten“, ergänzte Dr. Friederike Koch. Manchmal reichte es schon, wenn ein Zimmer gestrichen oder ein neues Möbelstück gekauft wurde. Die Ergebnisse des Projektes, das von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert wurde, werden nun in einem Handbuch zusammengefasst, damit auch andere von den gesammelten Erfahrungen profitieren.
Fotos: Paul Schulz
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