Was für ein Ärger: Die Sonne geht unter, die Fahrt…
Mit dem Rolli an den Start
Auf Grund seiner Behinderung ist Kai Andreas Happe auf einen Rollstuhl angewiesen. Das hindert ihn aber nicht daran, am 70. Paderborner Osterlauf teilzunehmen. Denn er bekommt Unterstützung von seinem Betreuer Tim Prior. Der Heilerziehungspfleger schiebt ihn die fünf Kilometer Distanz. „Kai ist für alles zu begeistern, wo viel los ist. Es war klar, dass wir ihn mitnehmen werden“, sagt Tim Prior.
Kai Andreas Happe wohnt in der Betheler Einrichtung im Pontanus-Carré in Paderborn. Tim Prior sieht sich als Sport- und Freizeitbeauftragter der Einrichtung und hatte die Idee, an dem Lauf teilzunehmen. Erstmals seit 2008 gibt es beim Paderborner Osterlauf wieder eine Wertung für Menschen mit geistiger Behinderung. „Wir nehmen aber an der regulären Wertung teil, damit es richtig inklusiv ist“, so der 32-Jährige. Über 11.000 Teilnehmer mit und ohne Behinderungen gehen bei dem Lauf-Event an den Start.
Zwei Mal in der Gruppe trainiert
Mit von der Partie sind drei weitere Bewohner der Bethel-Einrichtung mit jeweiliger Begleitung. Susanna Deuse-Kleinstreuber wird von der studentischen Hilfskraft Gian Laccertosa geschoben. Auch Sebastian Hertel sitzt im Rollstuhl und erhält von Sozialhelfer Christian Nietzsche Unterstützung. Thomas Klee läuft selbstständig und wird von Heilerziehungspfleger Daniel Wiebusch begleitet. „Wir haben zwei Mal trainiert“, erklärt Tim Prior. An beiden Nachmittagen sei die Gruppe etwa drei bis vier Kilometer gelaufen. „Es ist schon ziemlich anstrengend, wenn man jemanden schiebt. Man hat eine ganz andere Körperhaltung“, ergänzt er. Das zeigt sich auch, als die Gruppe nach etwa 21 Minuten eine kleine Steigung erreicht. Die Schritte werden kleiner und wirken mühsamer.
„Wer mit Inklusion wirbt, muss sie auch umsetzen.“
Dass die Gruppe tatsächlich an den Start gehen darf, war zunächst nicht klar. „Die Organisatoren hatten Sicherheitsbedenken“, betont Tim Prior. Vor allem beim Start sahen sie die sperrigen Rollstühle als Gefahr für die anderen Läufer. „Aber wer mit Inklusion wirbt, muss sie auch umsetzen. Wir haben nicht locker gelassen“, sagt er stolz. Auf der Strecke sehen die vier inklusiven Lauf-Duos dann auch Sportler, die einen Kinderwagen oder ein Kochmobil schieben.
Im nächsten Jahr wieder dabei
46 Minuten zeigt die Uhr an, als ein Großteil der Gruppe die Ziellinie überquert. Thomas Klee und Daniel Wiebusch haben sich von ihren Lauf-Kumpanen abgesetzt und erreichen wenige Minuten später das Ziel. „Es war besser als erwartet. Hier ist eine tolle Stimmung. Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei“, resümiert Tim Prior. Da stimmt ihm auch Kai Andreas Happe zu. „Herrlich, viele Leute. Gerne wieder“, freut er sich und hält stolz seine Medaille.
Fotos: Reinhard Elbracht
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